Alter
Hund, na und !
Eine wichtige Voraussetzung für ein gemeinsames
Zusammenleben mit einem alten Hund ist Rücksichtnahme und Verständnis.
Wurden wir vor Jahren noch von anderen Spaziergängern belächelt,
weil unser Hund meinte, jedem Radfahrer hinterher zu laufen, zuckelt
er heute nur noch müde hinterher. Klar, wenn er sich heute
noch irgendeine Chance ausmalen würde.....dann vielleicht?!
Früher hat man Trödeleien unterbunden und erwartet, daß
er sich der eigenen Geschwindigkeit anpaßt. Heute ist es halt
umgekehrt. Wobei ich sagen muss, man bekommt viel mehr von der Natur
mit! Hat also auch Vorteile....
Das Bewegungsbedürfnis ist etwas geringer geworden, na und!
Wenn wir vor Jahren noch mindestens 2 Stunden durch den Wald gefegt
sind, nehmen wir heute erschreckend viele Abkürzungen in Anspruch.
Auch haben sich gewisse Prioritäten geändert. Früher
wurde jeder Spaziergänger von unserer älteren Rottweiler-Hündin
wild kläffend am Gartenzaun entlang verfolgt. Heute gibt sie
ihrem Rudel von der Terrasse Anweisungen, weil laufen nur um der
Bewegung willen, ist nicht mehr ihr Ding. Merkt man demzufolge,
das sein Hund nicht mehr so trittsicher ist und Probleme hat mitzuhalten,
verzichtet man halt auf Radtouren oder ausgedehnte Wanderungen.
Wir werden ja schließlich auch nicht jünger, und es muss
nicht alles in einem Marathon enden. Ausreichende Verschnaufpausen
kommen uns allen zu Gute....
Treppensteigen klappt jetzt auch nicht mehr so gut und irgendwann
fällt den meisten alten Hunden der Einstieg ins Auto schwer.
Deshalb sollte man seinem Senior den Ein-und Ausstieg nach Möglichkeit
erleichtern, entweder durch sogenannte Einstiegshilfen oder kleine
Hunde hat man sich mal schnell unter den Arm geklemmt.
Ältere Hunde leiden oft unter Übergewicht, doch jedes
Kilo zuviel macht ihnen das Leben etwas schwieriger. Schlanke Hunde
sind gesünder und leben länger, sagt man zumindest. Ältere
Tiere benötigen jetzt weniger Futter als in jungen Jahren,
allein schon durch die geringere Bewegung. Das größte
Problem sind allerdings die Leckerlis in den verschiedensten Varianten.
Komischerweise war und ist das Fressen immer schon die Lieblingsbeschäftigung
unserer Hunde gewesen. Was natürlich auch keine Frage des Alters
ist...
Aber neben Arthrose, HD und Rheuma sollte man sich schon überlegen,
ob es nicht besser ist, sich dann den Bedürfnissen seines Tieres
anzupassen. Leckerlis ja, aber in Maßen. Und dann bitte von
der eigentlichen Futterration abgezogen.
Da unsere "Alten" hofiert werden, wie die Prinzen, ist
eine geeignete Liegestelle Grundvoraussetzung. Natürlich an
einer vor Zugluft geschützten Stelle. Weich und kuschelig sollte
es außerdem sein. Unsere Hunde fanden die handelsüblichen,
gemütlichen Kissen immer toll.
Besondere Aufmerksamkeit sollte man den Zähnen seines Vierbeiners
widmen. Denn alte Hunde haben meist Probleme damit. Regelmäßiges
Zähneputzen ist naürlich empfehlenswert, jedoch in der
Theorie immer hochgepriesen aber in der Praxis kaum umzusetzen.
Hat zumindest bei meinen Hunden noch nie so wirklich funktioniert.
Wir bevorzugen den alt bewährten Knochen für zwischendurch.
Entsprechende Erkrankungen können durch eine Zahnsanierung
bei ihrem Tierarzt behandelt werden. Welches heutzutage nichts außergewöhnliches
mehr ist.
Mit einem älteren Hund sollte man sowieso regelmäßig
Tierarztbesuche einplanen. So hat der Tierarzt die Möglichkeit
z. B. Herzerkrankungen schon frühzeitig zu erkennen, bevor
Probleme offensichtlich sind. Bei frühzeitiger Diagnose sind
die Behandlungsmöglichkeiten für viele Krankheiten umso
größer. Knubbel, Warzen, Knoten die meist harmlos sind,
können somit unter Kontrolle gehalten werden und bei Krebsverdacht
dementsprechend behandelt bzw. entfernt werden.
Unsere alten Hunde waren fast alle sehr wetterfühlig. Schon
vor einem Wetterumschwung ging es ihnen nicht so besonders. Einige
litten sehr unter ihren schlechten Knochen. Sie kamen dann nur noch
schwer mit ihrem Po hoch. Andere wiederrum hatten Luftprobleme.
Hitze, besonders mit hoher Luftfeuchtigkeit raubte ihnen schon mal
den Atem. Erst recht bei vorhandenen Herzproblemen, die auch die
Lunge in Mitleidenschaft gezogen hat.
Dann nimmt man selbstverständlich Rücksicht darauf und
dreht, wenn überhaupt nur eine kleine Runde. Am besten verlegt
man Spaziergänge an heißen und schwülen Sommertagen
in die kühlen Morgen-oder Abendstunden. Obwohl, auch bei Kälte
treibt es die meisten Alten auch nicht aus dem Haus. Ein Plätzchen
am Kamin! Oder schön eingekuschelt in einer Decke. Wer will
da schon vors Loch??
Der Verlust von Hör-Sehkraft, Vergeßlichkeit oder Unsauberkeit
sind häufig Begleiterscheinungen des Alters. Viele Hundehalter
sind der Meinung, ihr Hund wäre schlicht und ergreifend ungehorsam.
Und kommen gar nicht auf die Idee, daß sie von ihrem Hund
nicht gesehen werden...Oft reagieren die Halter mit sogennannten
Strafmaßnahmen, und wundern sich , das ihr Hund mit Angst
und Verwirrtheit reagiert. Diese wird dann auch noch als "schlechtes
Gewissen" des Hundes abgetan.
Manchmal bemerken Hundehalter einfach nicht, dass ihr Hund kaum
noch sieht oder sogar vollkommen blind ist. Es muss ja nicht immer
eine Linsentrübung vorliegen. Denn ihren Sehverlust kompensieren
Hunde durch ihr Gehör oder ihren Geruchssinn. Unsere Hunde
kamen mit diesen Handicaps immer erstaunlich gut zurecht. Mit ein
bisschen Fingerspitzengefühl kann man auch einen Umzug oder
eventuelle Möbelrückaktionen bewältigen.
Neben den, für uns feststellbaren, äußeren Veränderungen
bemerken wir auch unbekannte Verhaltensmuster, die manchmal gar
nicht so einfach zu erklären sind.
Altersdemenz kann für unsere Hunde auch etwas verwirrend sein.
Manche alten Hunde benehmen sich dann so, als würden sie sich
überhaupt nicht mehr auskennen. Sie stehen dann etwas orientierungslos
da, und erinnern sich erst langsam an z. B. Wassernapfstandort oder
ähnlichem. Wenn es sich jedoch bei ihrem Hund nur um eine kurzzeitige
mangelnde Durchblutung des Gehirns handelt, kann ihr Tierarzt mit
dem dementsprechenden Medikament sehr hilfreich sein.
Kommandos, die früher umgehend ausgeführt wurden, werden
heute schon mal diskret überhört. Wenn keine gesundheitlichen
Gründe dafür vorliegen ist meist der Halter selbst an
der zögerlichen Ausführung schuld, weil er im Laufe der
Jahre immer weniger von diesem gemeinen K-Wort zeigt. Nämlich
der Konsequenz. So mancher Hund hat dann das Gefühl, daß
eine Kommandoausführung sowieso in seinem Ermessen liegt.
Das Zusammenleben mit alten Hunden kann sehr schön sein. Man
muss nur etwas sensibler und gefühlvoller im Umgang mit ihnen
werden. Man muss auch die kleinen Zeichen deuten, um ihnen ihre
manchmal bescheidenen Wünsche von den Augen ablesen zu können.
Es macht auch immer wieder Spaß, wie sie es schaffen einen
um den Finger zu wickeln. Und dann ist dann doch noch eine Bockwurst
drin, oder 2 oder 3....!
Ich persönlich ziehe die Gegenwart älterer Herrschaften
mittlerweile vor. Diese Ausgeglichenheit, diese Ruhe und Gelassenheit.
Klar, keiner kann sich einem Welpen entziehen. Aber die Zeiten,
der Granateneinschläge in unserem Garten, die angekauten Fernbedienungen......
Strümpfe, Schuhe alles an seinem Platz! Herrlich!
Viele Hundebesitzer möchten gar nicht wahrhaben, dass ihr 4-beiniger
Freund nur ein Lebensabschnittsgefährte ist. Er wird sich leider
irgendwann verabschieden....
Manche ignorieren leider auch einfach die Problematik des Alterns
und Sterbens.
Immer in der Hoffnung, vielleicht stehen wir ja morgen auf und unser
Hund ist friedlich eingeschlafen. Das kommt dann doch dem Wunschdenken
sehr nah. Es kommt natürlich vor, aber meistens bei anderen.
Nur, kein Tier auf dieser Welt hat unseren Egoismus verdient, weil
wir uns nicht von unserem Freund trennen wollen oder können.
Leider nehmen einige Tierhalter es hin, dass ein Tier sich quält
oder nicht mehr kann, als ihm diesen Gnadendienst zu erweisen. Denn
etwas anderes ist es manchmal nicht mehr.
Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Aber man sollte immer versuchen
im Sinne des Tieres zu handeln.
Schmerz, Trauer oder Kummer nimmt einem niemand ab. Aber nach bestem
Wissen und Gewissen gehandelt zu haben, lässt einen nachts
schlafen.
Wenn man mit seinen Tieren jeden Tag aufs Neue so lebt, als wäre
es der erste und der letzte Tag zugleich,
" Wer will einem diese wunderbare Zeit nehmen!"
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