Menden. Sommerzeit ist Urlaubszeit.
Manchem wird das sonst so niedliche Haustier mit Blick auf
die freien Tage im In- und Ausland lästig. Im Internet bieten
gewissenlose Halter ihre Hunde zum Schnäppchenpreis an.
Eine dieser Geschichten endet in Menden. Es ist eine Geschichte
vom Glück.
Shary pflügt mit seiner breiten Schnauze durch die Pfütze
im Hof von Autokrane Schlick am Industrieweg. Schwungvoll
wirft der Neufundländer-Rüde den Kopf in den Nacken und stürmt
auf Herrchen Wolfgang Schlick zu. "Feiner Junge", sagt der und
klopft seinem Hund auf den Rücken. Was für jeden Tierhalter
eine ganz normale Szene ist, bedeutet für Shary pure
Lebensfreude. Denn Zuneigung und Pflege hat der vierjährige
Hund in seinem bisherigen Leben nur wenig erfahren.
Rückblick: Ein langer, kahler Betonschlauch irgendwo in
Flensburg. Durch ein Fenster des Hauses landet ab und zu etwas
zu fressen im Futtertrog. Auf einer klammen Matratze kann sich
Shary niederlassen. Seinen Besitzern ist der Rassehund, der
von einem Rügener Züchter stammt, zur Last geworden. Sie
bieten den Neufundländer im Internet für 100 Euro zum Verkauf
an.
Eine Mitarbeiterin des Tierschutzvereins "Neufundländer in
Not" wird auf das fragwürdige Angebot aufmerksam und reist an.
Was sie im Verschlag sieht, ist erbärmlich: Sharys Haut ist
mit Parasiten übersät, der Hund hat sich die Zähne am nackten
Beton abgeschabt, er leidet an Durchfall, einem schweren
Herzfehler und einer Meniskus-Erkrankung. Sie nimmt den Hund
mit und päppelt ihn mit Hilfe des Vereins wieder auf. Den
ehemaligen Besitzer zeigen die Mitarbeiter an.
Kurz vor Pfingsten entdeckt Sabrina Schlick (26) auf der
Internetseite des Tierschutzvereins die traurige Geschichte
von Shary. "Unsere Tochter hat uns angerufen und davon
erzählt", sagt Wolfgang Schlick. Für die Schlicks, deren
zweiter Neufundländer im Februar wegen einer Krankheit
eingeschläfert werden musste, ist sofort klar: Shary muss
geholfen werden.
Und so findet der ungeliebte Hund seinen Weg nach Menden.
Im Büro am Industrieweg hält er Herrchen und Mitarbeiter auf
Trab. Der etwa 70 Kilogramm schwere Rüde folgt Wolfgang
Schlick wie ein Schatten, sogar bis auf die Baustelle. Von
seinem Leben in der Flensburger Isolation lässt sich der Hund
kaum noch etwas anmerken. "Nur sobald er kurze Zeit allein
gelassen wird, schreit er wie ein Kind", sagt Schlick und legt
seinem Vierbeiner beruhigend die Hand auf den Kopf. Könnte der
Hund mit den braunen Augen sprechen, würde er wohl "Danke"
sagen.